Nimm mir ab, gib mir zurück

Bei einem sehr netten Ausflug mit einem Rudel kleiner Kinder habe ich wieder mal erstaunt festgestellt, wie viele unserer Verhaltensmuster wir schon von Kindheit an mit uns herumschleppen.

Da ist also Lea, die darauf bestanden hat, ihren kleinen Rucksack mitzunehmen. Der Rucksack wird ihr zu schwer, deswegen drückt sie ihn ihrem großen Bruder in die Hand. Wenige Sekunden später stellt sie fest, dass sie ihren Rucksack aber selbst haben will, und fordert ihn energisch zurück. Der gutmütige Bruder gibt ihr den Rucksack. Woraufhin sie schnell wieder feststellt, dass der Rucksack doch ganz schön schwer ist, und das ganze Spiel geht von vorn los.

Und so über Stunden.

In der Welt der Erwachsenen geht es meist um abstraktere Lasten, sagen wir mal: Verantwortung. Aber auch hier ist der Wunsch oft größer als die Fähigkeiten, was man hatte, fällt einem erst auf, wenn man es weggegeben hat, und zu fordern fällt immer leicht, wenn man die Last nicht selbst trägt.

Schön, wenn der große Bruder so viel Geduld hat und das Spiel so lange mitspielt.

www.lästr.de

Web 2.0 startup of the day: More and more, social software is becoming a direct mirror image of social interaction as we know it since kindergarten. The German startup www.lästr.de offers unique features in its ability to spread gossip about other users, and specifically exclude the subject from the board where he or she is being discussed. Special moderation features automatically recognize and downrate postings that are too balanced or fact-based, or indicate their sources. Karma points are distributed based on “dirt that sticks”: phrases and formulations that are copied most get the highest ranking.

Check it out!

Ohrwurm, Armwurm

Wer kennt ihn nicht, den Ohrwurm: Ein Lied hat sich im Kopf eingenistet und läuft auf “Heavy Rotation” wie ein Hit im Radio – unwillkürlich geht der Geist den Song immer wieder durch, man hat das Gefühl, den Song fast zu hören.
Als ich letztens zur Arbeit marschierte, fiel mir auf, wie da so ein eigenartiges Gefühl von meiner einen Hand zur anderen und zurück wanderte. Der ganze Arm wurde abwechselnd total leicht, als wollte er hochschweben, und gehorchte dann wieder der Gravitation. Spooky. Was war da los? Am Tag vorher hatte ich mit dem Stock geübt, und mein Körper war wohl immernoch so begeistert davon, wie sich das Bewegungsmuster anfühlt.
Das ist toll. Ich mag es, wenn die Vorstellung so klar wird, dass sie direkt zum Abruf bereitsteht. Nur blöd, wenn der eine Song, die eine Bewegung so übermächtig wird, dass sie den Geist gefangennimmt und man willenlos gerade diese Prozedur weiter abspulen muss. Da hilft nur: Ganz ganz viele Prozeduren gleichzeitig präsent haben. Und dafür hilft nur: eine nach der anderen tief verinnerlichen. Immer weiter üben.

Das kannst Du nicht!

Das ist genau die Art von Hintergründigkeit, die ich auf der documenta vermisst habe. Mir wurde vorgeführt und vorgehalten, aber involviert gefühlt habe ich mich selten – die Situation des Betrachters wurde nicht betrachtet, stattdessen etablierte Problemfelder angemahnt und nicht weitergedacht (Umweltverschmutzung, Armut, Minderheiten, Feminismus, Gentechnik,…).

Fantastische Ausnahmen: Der (30 Jahre alte, aber immer noch wundersame) Forest Floor von Trisha Brown, Graciela Carnevale’s Einschließungs-Trick (ebenfalls ein daueraktuelles Kind der 68er), der Phantom Truck (der den Zuschauer erst verblendet und dann in der Dunkelheit aussetzt), Saâdane Afif’s von Geisterhand betriebene E-Gitarren (aus welcher Richtung kommt der nächste Akkord?), und vielleicht noch Dierk Schmidt’s Geschichtsstunde von der Berliner Afrika-Konferenz bis hin zur aktuellen Bundestagsdebatte. Der Rest? Nicht Moderne oder Klassik, sondern ganz viel Pop.

Brechreiz

Der Brechzeiz hilft Dir, Dinge wieder von Dir zu geben, bevor sie Dir schaden können, die Du unbedacht oder arglos tief in Dein Innerstes aufgenommen hast.
Schwächere Formen des Brechreizes sind: Weinen; Lachen; Lästern; Nacherzählen; Argumentieren; Analysieren.
Was Du verstanden hast, kann Dir nicht schaden.

Ki in die Beine schicken!

Vier Wochen lang habe ich jetzt das Aikido-Training geschwänzt… Und bin auch noch stolz drauf: auf einen Durchschnitt von über 35km/h auf 100km bei meinem ersten Radrennen, mit einer Zeit unter drei Stunden (2:48:30) und einer Platzierung oberhalb des Altersklassen-Durchschnitts. Das war natürlich nur möglich, weil meine Teamkollegen mich so kräftig gezogen haben – wir sind tatsächlich bis zur Köhlbrandbrücke zusammengeblieben. Für die Aussicht oben habe ich mir dann etwas mehr Zeit genommen…

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Zustand “Fahrradrennen” süchtig macht. Wenn alle um Dich herum über 40 km/h auf ebener Erde fahren, findest Du’s irgendwann total normal – Dank Windschatten und passender Ausrüstung kann das geradezu gemütlich sein. Das Gefühl, in einer Rotte gleichgesinnter ungestört von Ampeln und Autos über breite und gut asphaltierte Straßen zu sausen, ist kaum zu beschreiben. Es geht auf jeden Fall schnell, und ist dann viel zu schnell vorbei.

Wir fahren!

Sobald ich mich ein bisschen erholt hab geht’s aber zurück ins Dojo – um mal die unwichtigsten Gründe zu nennen: mein geliebtes Aikido tut was für den ganzen Körper und nicht nur für die Beine, die Stürze sind kontrollierter, und man kann trotz Hamburger Schmuddelwetter regelmäßig trainieren.