Letztens unterhielt ich mich mit Ronald über die verschiedenen Aikido-Schulen, die es in Deutschland gibt. In unserem Dojo hängen auch Lehrgangsausschreibungen anderer Schulen aus. Ich hatte mich gewundert, woher einige der Lehrer einen sechsten oder siebten Dan hätten, und fragte mich, ob das denn ein “echter” Dan sei oder ein quasi selbst verliehener. Ronald kommte mich beruhigen, dass auch diese Dan-Grade letztlich auf das honbu dojo zurückgehen, aber, und da kommen wir endlich zum interessanten Teil,
“Du könntest hier im Garten ein Dojo aufmachen und anfangen, Dan-Grade zu verleihen, und niemand könnte Dich davon abhalten. Du könntest es sogar Aikido nennen.”
Man muss halt nur genug Mitspieler finden, um einen glaubwürdigen Rahmen für die Gemeinschaft zu schaffen. Credibility wird oft über Lehrer-Schüler-Ketten vom O’Sensei weitergereicht, Genealogie ist auch wichtig. Bei anderer Gelegenheit ist auch der Staat ein wichtiger Mitspieler. Der vielleicht offiziellste technische Maßstab ist der aktuelle Doshu im honbu dojo, aber der ist weit weg. Das in vielen Kampfkünsten (wie auch in der Wirtschaft) gern bemühte Kriterium der Effektivität, praxistauglichkeit etc. ist gerade im Aikido kaum messbar.
Was Original ist, was zeitgemäße Weiterentwicklung, was persönlicher Stil, körperliche Eigenart, Eklektizismus, unheiliger Mischmasch, Ego-Trip, Esoterik,… das scheint im Deutschen Aikido tatsächlich Geschmacks- und Verhandlungssache zu sein. Das Entscheidende für eine reichhaltige und langfristige Entwicklung ist wohl einfach, gut eingebunden zu sein.
Ronald hat generell recht, aber soweit ich weiss, darf in Deutschland keiner den Grad xter Dan honbu dojo Tokyo (oder so ähnlich) führen, wenn er ihn nicht wirklich hat.