Wenn ein Soldat sein Glied von einem Totenschädel küssen lässt, “(Bild berichtete)”, dann hat das für mich eher etwas mit Ohnmacht zu tun als mit Abu Ghraib. Wer täglich mit dem Tod konfrontiert ist, versucht irgendwie die Oberhand zu behalten, und sei es auch nur symbolisch. Dass uns das vom sicheren heimischen Sofa aus irrational erscheint ist kein Wunder. Einen Zusammenbruch der Zivilisation kann ich da aber noch nicht erkennen.
Die politischen und öffentlichen Reaktionen versuchen dem Abu Ghraid-Schema zu folgen (endlich haben wir auch einen Skandal!), Politiker sind vorauseilend entsetzt, und die Bild-Zeitung hat der Bundeswehr die Präsentation ihres Weißbuch erfolgreich vermasselt.
Wer das Spiel mit einem gefundenen Totenschädel aber gleichsetzt mit Folter und mit Angriffen auf Zivilisten, der verharmlost.
Oder wie es ZEIT online schreibt: “Bilder sagen zwar mehr als tausend Worte, aber manchmal sprechen sie nicht wirklich, sondern sie plappern.”