Nennen wir ihn mal V: V hat den 2.Dan im Aikido. Er hat schätzungsweise zehn Jahre in Aikido investiert, mit regelmäßigem Training mehrfach die Woche. Als ich mich mal beklagte, dass ich nicht vorankomme mit meinen Bewegungen, meinte er: “Wenn ich so wenig trainieren würde wie Du, würde es mir auch keinen Spaß machen”.
Ich bewundere Menschen, die Meisterschaft auf einem Gebiet erreichen. Die Kombination aus Talent, Erfahrung, Konzentration, Priorisierung führt zu einer einfach beeindruckenden Haltung: Abwägend, aber trotzdem klar, fundiert, entschieden, nicht vorschnell, und viele gute Dinge mehr. Wichtigste und wesentliche Vorraussetzung, so dachte ich immer, ist, dranzubleiben. Immer einen Weg zu finden, weiterzumachen, sich nicht entmutigen zu lassen, immer die Augen offenzuhalten, wo noch was geht.
Wie ich am Beispiel V. jetzt feststelle, kann es trotzdem irgendwann vorbei sein. V. kann nach einem Kreuzbandriss und einer Meniskusoperation die fürs Aikido nötigen Bewegungen einfach nicht mehr machen. Er meinte dann auch mal, einige Bewegungen “hätten ihm immer irgendwie wehgetan”.
In Zeiträumen wie “10 Jahre” denkt man selten. Ich habe jetzt gelernt: Über die Jahre addieren sich nicht nur die Erfahrungen, sondern auch der Verschleiß.