Control

Kontrollierter Kontrollverlust ist das Thema, das mich beim diesjährigen Deutschlandbesuch von Jorma Lyly am meisten fasziniert hat. Es fing an mit “Off-Balancing Exercises”: Der eine greift den anderen, z.B. am Unterarm, und hält den Kontakt, die Füsse dürfen sich nicht bewegen. Der Gegriffene fühlt sich in den Greifenden ein und führt ihn dann zu Boden. Das geht erstaunlich leicht.
Das englische Wort finde ich super gewählt: Es ist eben nicht nur eine Gleichgewichtsübung, sondern insbesondere eine Gleichgewichts-Verlust-Übungen, und auch eine Aus-dem-Gleichgewicht-Bring-Übungen.
Jorma führte diese Technik mit vielen verschiedenen Partnern vor. Anfänger fallen generell plötzlicher und härter als die Fortgeschrittenen. Anfänger neigen dazu, zu viel Kraft aufzuwenden, um genau ihre Position zu halten; sobald das nicht mehr möglich ist, entlädt sich diese Kraft in einem heftigen (und steifen) Fall.
Jorma gab uns mit auf den Weg, dass man nur etwas lernen könne, wenn man bereit sei, sich aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Das Straucheln, Rudern, Stolpern ist eine Suchbewegung, in der man ein neues Gefühl finden kann. Wer sich zu sehr in seiner Stabilität verkriecht, bleibt auch darin gefangen, und fällt im Zweifelsfall mit Klirren und Krachen.
Gibt es einen Trick? Vielleicht: den Kontakt, der zu einer fliessenden und unmittelbaren Bewegung aus dem eigenen Zentrum heraus führt. Zusammen mit einem guten Wissen über das, was überhaupt physikalisch möglich ist, wohin der andere also mitgehen kann und wird. Dieses leitende, wendende Mitgehen macht ruckhafte Reaktionen unnötig. Wenn man dann irgendwann mal einen Zugang dazu findet.