Bei einem sehr netten Ausflug mit einem Rudel kleiner Kinder habe ich wieder mal erstaunt festgestellt, wie viele unserer Verhaltensmuster wir schon von Kindheit an mit uns herumschleppen.
Da ist also Lea, die darauf bestanden hat, ihren kleinen Rucksack mitzunehmen. Der Rucksack wird ihr zu schwer, deswegen drückt sie ihn ihrem großen Bruder in die Hand. Wenige Sekunden später stellt sie fest, dass sie ihren Rucksack aber selbst haben will, und fordert ihn energisch zurück. Der gutmütige Bruder gibt ihr den Rucksack. Woraufhin sie schnell wieder feststellt, dass der Rucksack doch ganz schön schwer ist, und das ganze Spiel geht von vorn los.
Und so über Stunden.
In der Welt der Erwachsenen geht es meist um abstraktere Lasten, sagen wir mal: Verantwortung. Aber auch hier ist der Wunsch oft größer als die Fähigkeiten, was man hatte, fällt einem erst auf, wenn man es weggegeben hat, und zu fordern fällt immer leicht, wenn man die Last nicht selbst trägt.
Schön, wenn der große Bruder so viel Geduld hat und das Spiel so lange mitspielt.
Schön gezeichnetes Bild 🙂 Erinnert mich ein wenig an meine Kindheit (ich war der große Bruder in diesem Bild 😉 ). Aber auch heute kommt mir sofort ein Bild vor Augen: Vor kurzem habe ich eine Aufgabe abgegeben, die wahrlich schwer auf meinen Schultern lastete: Administration von einem “Zusammenfluss”, der bei CoreMedia auch gerne mal ähnlich wie die Influenza betitelt wird – Insider wissen, wovon ich rede, alle anderen können sich einfach eine Software im Unternehmenseinsatz vorstellen.
Das Bild stimmt nur nicht ganz, denn ich erkannte schon bei der Übergabe, dass es mir nicht leicht fiel, weil ich mein Herzblut in dies Projekt gesteckt hatte. Und auch danach gab es immer wieder Momente wo ich dachte: Es hätte auch einiges an Vorteilen gehabt, wenn die Administration in meiner Hand geblieben wäre, z. B. schnellere Reaktion auf die internen Kundenwünsche.
Aber nachdem gestern die Software von anderen “geupdated” wurde (grausiges Wort) und die Probleme dabei nicht klein waren, war ich im Nachhinein doch froh, meinen Rucksack nicht zurück gefordert zu haben. Vor allem kommt man nicht mehr so ins Schwitzen, sondern kann sich entspannt zurück lehnen.
Das interessante ist eben, was man draus macht, wenn man merkt, was sich in einem und um einen herum abspielt – abspielen im Sinne von “bekannten Ablauf wiederholen”. Du hast schon so eine Vorstellung davon, dass die Welt nicht in diesem Moment stehenbleibt, dass Lücken wieder gefüllt werden, dass sich neue Möglichkeiten auftun – in der Mitte des Lebens hat man sich daran gewöhnt, dass das Leben weitergeht. Und kann den Ausflug auch mal einfach genießen.